(An-)getrieben
- 1. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 6 Tagen
Über die Zwänge der Gesellschaft – und warum es so wichtig ist, dieser Spirale zu entkommen
Wir leben in einer Welt, die uns unaufhörlich antreibt. Schneller, besser, erfolgreicher. Sichtbarer. Schon früh lernen wir, dass Leistung gleich Wert bedeutet – dass Anerkennung etwas ist, das wir uns verdienen müssen. Und so beginnen wir zu rennen, lange bevor wir verstehen, wohin der Weg überhaupt führt.
Ich war lange Zeit selbst Teil dieses Laufs. (An-)getrieben von dem Wunsch, es „richtig“ zu machen, den Erwartungen zu entsprechen – den eigenen und den fremden. Das Streben nach Sicherheit, Status oder dem nächsten Ziel fühlte sich an wie Kontrolle. Doch in Wahrheit war es nichts anderes als Angst. Angst, stehen zu bleiben. Angst, nicht genug zu sein.
Und genau hier beginnt die Spirale. Denn je mehr wir uns anpassen, desto weiter entfernen wir uns von uns selbst. Wir verlernen, auf die feinen Signale in uns zu hören – auf das leise Ziehen im Bauch, das uns sagt, dass etwas nicht mehr stimmig ist. Wir überhören die Müdigkeit, die Unruhe, das ständige Gefühl von „Ich muss noch...“.

Gesellschaftliche Zwänge als unsichtbare Ketten
Die Zwänge, die uns umgeben, sind selten offensichtlich. Sie verstecken sich in Sätzen wie „Das macht man eben so“ oder „Du musst doch funktionieren“. In sozialen Medien, die uns suggerieren, dass Glück messbar ist – in Followern, Klicks oder Likes. In Karrieren, die Stabilität versprechen, aber uns innerlich aushöhlen.
Doch was, wenn wir anfangen, diese Muster zu hinterfragen? Was, wenn wir aufhören, nur zu reagieren – und beginnen, bewusst zu agieren?
Der Ausstieg aus der Spirale
Für mich begann dieser Prozess mit einem einfachen, aber unbequemen Satz: Ich will das nicht mehr.
Ich wollte nicht mehr funktionieren, nur weil es erwartet wurde. Nicht mehr lächeln, wenn mir nicht danach war. Nicht mehr immer stark sein müssen. Also begann ich langsam – Schritt für Schritt – auszusteigen aus diesem System der Daueranpassung.
Das bedeutete nicht, alles aufzugeben, sondern neu zu wählen. Was tut mir gut? Was gibt mir Energie – und was raubt sie mir? Welche Aufgaben, Menschen, Verpflichtungen fühlen sich nach mir an – und welche nicht?
Je ehrlicher ich mir diese Fragen beantwortete, desto klarer wurde: Das wahre Leben findet nicht im Erfüllen von Erwartungen statt. Es beginnt dort, wo wir uns trauen, unperfekt zu sein.
Warum es wichtig ist, sich selbst wiederzufinden
Der größte Trugschluss unserer Zeit ist, dass wir alles schaffen müssen. Aber das müssen wir nicht. Wir dürfen langsamer werden, ohne faul zu sein. Wir dürfen weniger wollen, ohne zu verzichten. Wir dürfen loslassen – und dabei gewinnen.
Denn wer aus der Spirale aussteigt, findet das, was die Gesellschaft uns nie geben kann: Frieden. Authentizität. Selbstvertrauen.
Sich selbst zu begegnen, ohne Rollen, ohne Masken, ohne das Gefühl, jemand anderes sein zu müssen – das ist vielleicht die stillste, aber auch die mutigste Form von Freiheit.
Und genau darin liegt die eigentliche Kunst: Nicht mehr getrieben zu sein – sondern geführt. Von innen heraus.





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