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Blatt für Blatt - Vom Mut, loszulassen

  • doreenhauptmann
  • vor 9 Stunden
  • 2 Min. Lesezeit

Der Herbst kommt nie mit Ansage. Er steht einfach da – plötzlich, still, kompromisslos. Gestern noch Sonne im Gesicht, heute Nebel in der Luft, kalter Atem auf der Haut. Und ehe ich’s merke, bin ich mittendrin – in diesem Zwischenraum, wo Sommererinnerungen verblassen und etwas Neues, Unbekanntes beginnt.


Die Bäume machen es mir vor. Sie halten nichts fest. Sie lassen los, ohne zu wissen, was kommt. Sie vertrauen darauf, dass Neues wächst, selbst wenn jetzt erst einmal alles kahl und leer aussieht.


Ich sehe sie, wie sie ihr altes Kleid ablegen, und frage mich, wann ich aufgehört habe, das zu tun. Wann ich begonnen habe, an Dingen festzuhalten, die längst zu schwer geworden sind. Menschen, Erinnerungen, Erwartungen –all das, was ich mit mir trage, weil ich glaube, ohne es nicht mehr ich zu sein.


Blätter Herbst


Aber vielleicht ist genau das der Irrtum. Vielleicht braucht es diesen Herbst in uns,dieses innere Verblassen, dieses ehrliche Hinsehen, damit wieder Raum entsteht –für das, was wirklich bleibt.


Die Luft riecht nach Abschied und Anfang zugleich. Nach kaltem Kaffee, nasser Erde und dieser unbestechlichen Klarheit, die nur der Herbst kann. Keine grellen Farben, kein Filter, nur Wahrheit. Rostrot. Dunkelgold. Grau. Schön auf ihre ganz eigene, schmerzliche Weise.

Veränderung tut weh. Sie kratzt an dem, was wir festhalten wollen, sie friert uns ein, bevor sie uns befreit. Aber vielleicht ist genau das ihre Sprache. Ein Flüstern, das sagt:

Wach auf. Es darf anders werden.


Also gehe ich los. Langsam, Schritt für Schritt, mit Händen in den Taschen und Herz voller Fragen. Ich weiß nicht genau, wohin. Nur, dass es Zeit ist, weiterzugehen. Und dass ich nicht mehr alles mitnehmen will, was mich bisher begleitet hat.


Ich schaue noch einmal zurück – auf alles, was war, was blieb, was wehgetan hat –und merke: Es ist okay. Ich darf loslassen.


Denn wenn selbst die Bäume loslassen können, dann kann ich das auch. Vielleicht nicht auf einmal, nicht ohne Schmerz, aber Stück für Stück, Blatt für Blatt.


Und irgendwann, wenn der Winter still geworden ist, wird da Platz sein –für Neues. Für mich. Für das Leben, das leise weiterblüht, auch wenn alles andere stillsteht.

 
 
 

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